Eines meiner persönlichen Highlights während der Noris Force Con 4 am vergangenen Wochenende in Nürnberg war das Panel von LEGO Designer Niels M. Frederiksen, der eine Stunde lang davon erzählte, wie er LEGO Designer wurde und wie sein Alltag im LEGO Star Wars Design Team aussieht. Ohne zu viel vom Panel selbst zu schreiben, möchte ich auf ein paar Details eingehen, die ich als LEGO Star Wars Fan noch nicht kannte und sehr interessant fand.Niels M. Frederiksen

Mit etwas Verspätung startete das Panel „Wie wird man LEGO Designer?“ mit Niels M. Frederiksen am Samstagvormittag im Hauptsaal der Noris Force Con 4. Im ersten Teil des Vortrages ging Niels auf seine von LEGO geprägte Kindheit ein und wie es damals war, als seine Bewerbung nach vielfachem Versuch endlich angenommen wurde. Seit 01. November arbeitet er nun schon im LEGO Star Wars Design Team und hat bisher die Mini-Sets 30272 A-Wing, 30274 AT-DP und 30275 TIE Advanced Prototype und die Basis-Sets 75079 Shadow Troopers und 75099 Rey’s Speeder entworfen.

Niels sprach während seines höchst interessanten Panels über einige Details zum Design- und Entwicklungsprozess am Beispiel des neuen LEGO Star Wars 75099 Rey’s Speeder aus Star Wars: The Force Awakens.

Detail 1: Wieviele LEGO Designer arbeiten insgesamt an den neuen Star Wars Sets?

Bei LEGO arbeiten insgesamt mehr als 250 Designer in drei verschiedenen Bereichen an allen neuen Produkten. Der Design-Bereich unterteilt sich in Model-, Element- und Graphic Designer. Die Model Designer beschäftigen sich mit dem Design und den Funktionen des LEGO Modells, wie wir es im Laden kaufen können. Die Element Designer sind für die Entwicklung neuer Elemente und Steine zuständig, wobei darauf geachtet wird, dass die Anzahl der verschiedenen Elemente nicht ausufert. Und die Graphic Designer entwerfen die Designs der Verpackungen, der Sticker und der Bauanleitungen. Aber auch für die Gestaltung der beliebten Minifiguren sind die Grafiker verantwortlich.

Im LEGO Star Wars Design Team sind aktuell 70 Model- und 4 Graphic Designer tätig.

Detail 2: Wann wurde mit dem Design der LEGO Star Wars The Force Awakens Sets begonnen?

Im Frühling 2014 war ein kleines LEGO Design Team erstmals am Filmset von Star Wars: The Force Awakens zu Gast, um die neuen Raumschiffe in Augenschein zu nehmen. Dabei war es allerdings auch ihnen strikt untersagt, am Set zu fotografieren. Einer der Grafiker hat im Anschluss an den Besuch Skizzen aufgrund seiner Erinnerungen angefertigt, damit die Designer in Dänemark zumindest eine Grundlage für das künftige Produkt haben. Niels M. Frederiksen bekam also nur eine grobe Skizze und den Hinweis, er solle sich einfach einen Landspeeder vorstellen, der um 90° auf die Seite gekippt wurde. Mit diesen groben Angaben zum neuen Vehikel tüftelte Niels fast ein Jahr an dem Modell, bis er am 01. Mai 2015 dann endlich die Detailbilder erhielt, um es gänzlich fertigzustellen.

LEGO Star Wars 75099
Skizzenblatt zu Rey’s Speeder aus der Präsentation von Niels M. Frederiksen

Detail 3: Welche Kriterien werden beim Design-Prozess berücksichtigt?

Beim Entwicklungsprozess neuer LEGO Sets werden verschiedenste Kriterien berücksichtigt, die für das fertige Modell essentiell sind. Neben der Produktsicherheit und der Alterseinstufung des Modells, wird auch darauf Wert gelegt, dass die Bauanleitung verständlich ist und ein vorgegebener Preis und die Größe der Verpackung nicht überschritten werden. Außerdem wird höchsten Wert auf die Komplexität (neue Elemente, Farben oder Dekors) und die Qualität (Stabilität, Attraktivität, Funktionen) der neuen Produkte gelegt. Während des Design-Prozesses wird ein einziges Set ungefähr 30 bis 40 Mal neu aufgebaut, bevor alle Schwachstellen im Design und in der Funktionalität überarbeitet wurden. Erst dann werden Belastungstests mit Maschinen und selbstverständlich mit Kindern der entsprechenden Altersgruppe durchgeführt.

An seinem Stand auf der Noris Force Con hatte Niels zur Veranschaulichung ca. 15 verschiedene Entwürfe für Rey’s Speeder als LEGO Modelle ausgestellt. Fotos habe ich leider nicht geschossen, aber in meinem Video-Walkthrough durch die Noris Force Con 4 sieht man alle Designs ungefähr ab ab der 2. Minute. Er sagte noch dazu, dass dies gerade einmal die Hälfte aller Entwürfe seien.


Detail 4: Wie lange dauert es, bis ein LEGO Set im Handel erscheint?

Der Entwicklungsprozess für ein Set dauert von Modell zu Modell unterschiedlich lange und ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Für ein Modell zu einer bekannten Reihe, wie z. B. LEGO Star Wars oder LEGO City, zu denen die Designer bereits Erfahrungen und Hintergrundwissen sammeln konnten, dauert der Prozess bis zum fertigen Modell ungefähr 4-6 Monate. Zur Ausarbeitung und Entwicklung eines gänzlich neuen Themas wie z. B. LEGO Scooby Doo oder sogenannter „New Ways of Playing“ Sets wie zum Beispiel die neue LEGO Dimensions Reihe werden ungefähr zwei bis drei Jahre benötigt. Und für den Vorstoß in ein völlig neues Segment, wie z. B. LEGO Friends vor einiger Zeit werden ca. 3 bis 5 Jahre eingeplant.

Nachdem das Modell fertiggestellt und alle Grafiken finalisiert wurden, dauert es dann nochmal ca. ein halbes Jahr, bis das Set im Ladenregal oder im Onlineshop erhältlich ist.

Detail 5: Wie wird normalerweise entschieden, welches Star Wars Produkt veröffentlicht wird?

In der Frage & Antwort-Runde zum Schluss des Panels wurden dann noch einige Detailfragen gestellt, die Niels M. Frederiksen ebenfalls gern beantwortete.

Ein Gast wollte wissen, ob Disney die Anweisungen für ein neues Produkt vorgibt oder ob LEGO die Entscheidungen zu neuen Produkten selbst fällt. Niels antwortete ganz kurz und knapp, dass beide Parteien die jeweiligen Wünsche äußern und sich anschließend zusammensetzen, um die künftige Produktpalette zu besprechen.


Alle bisherigen LEGO Star Wars Sets, die Niels M. Frederiksen in seiner Zeit bei LEGO bereits entwarf.

Detail 6: Ist Niels persönlich enttäuscht, wenn Leak-Bilder zu neuen Sets vorzeitig im Internet auftauchen?

Da ich mich im Dienste der Website alle paar Monate mit den vertraulichen Bildern zu neuen LEGO Star Wars Sets befasse, die nahezu jedes Mal bereits einige Wochen vorher im Internet auftauchen, habe ich Niels gefragt, ob er persönlich sauer, enttäuscht oder traurig ist, wenn Bilder seiner neuen Sets vor der offiziellen Veröffentlichung „geleakt“ werden. Er sagte daraufhin, dass es ihm selbst nicht sehr nahe geht. Wenn allerdings Bilder von noch in Arbeit befindlichen Sets auftauchen, dann kann das sehr ärgerlich sein, weil diese eine gewisse Erwartungshaltung hervorrufen. Wenn beim finalen Set einige Funktionen aufgrund von Instablität oder Design fehlen, die auf dem Leak-Bild aber noch zu sehen waren, dann muss man sich als LEGO Designer erklären. Und das kann dann sehr ärgerlich sein, so Frederiksen.

Detail 7: Orientieren sich die LEGO Designer auch an den MOCs der LEGO Fans?

Sogenannte MOCs (My Own Creation) sind Eigenbauten von LEGO Fans, die teilweise so detailliert sind, dass man sie von einem Original LEGO Set nicht unterscheiden könnte. Ein Gast des Panels wollte nun wissen, ob sich das Design Team auch mal an den Kreationen der Fans orientiert. Darauf sagte Niels, dass sich viele Designer immer mal wieder einige der unzähligen MOCs genauer anschauen und sich inspirieren lassen. Aber direkt nachbauen würde sie man nicht.

Es sei für ihn persönlich jedoch erstaunlich und höchst beeindruckend, wieviel Herzblut und Energie die Fans weltweit in ihre MOCs stecken. Als kleine Anekdote erzählte er von einer Briefsendung eines kleinen Jungen, der ein Set entwarf und sogar die passende Bauanleitung dazu malte. Das gesamte LEGO Design Team baute daraufhin das Set nach, knipste ein Foto und schickte es dem Jungen.

Neben diesen Details verriet LEGO Designer Niels M. Frederiksen außerdem, dass er aktuell drei neue Star Wars Sets in der Pipeline hat – eines für Januar 2016, eines für Juli 2016 und sogar schon eines für Januar 2017. Wir dürfen gespannt sein, was uns künftig in der LEGO Star Wars Reihe erwartet.

Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal bei den Star Wars Fans Nürnberg für die tolle Noris Force Con 4 und bei Niels M. Frederiksen für das sehr interessante Panel und die schönen Details.

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